Sonntag, 9. Oktober 2011

Herbst im Herzen

Als ich heute morgen erwachte, schien die Sonne vom strahlend blauen Himmel, und ich dachte: Fein, fein, ich reiß die Balkontür auf und lass' sie herein. Aber stattdessen wehte mir ein eisig kalter Wind entgegen, und mir wurde schmerzlich bewusst, dass die Sonne den Kampf gegen die Kälte und das frühe Dunkeln in diesem Jahr wohl nicht mehr wird gewinnen können. Und so kamen mir die folgenden Zeilen in den Sinn. Voilà - mein neuestes Herbstgedicht:

Herbst im Herzen

Parks sind leer,
die Sonne wärmt nicht mehr.

Ein kalter Hauch,
spürst du ihn auch?

Vorhänge dicht,
dahinter brennt Licht.

Regendurchnässt
hältst du mich fest,

nebelumhüllt
stehen wir still,

warten auf Wärme
in weiter Ferne.

Samstag, 3. September 2011

Unser menschliches Theater

"Es kotzt mich an... unser menschliches Theater", sangen die Böhsen Onkelz auf ihrem 1998 erschienenen Tonträger "Viva los Tioz" (übrigens ihrem besten, wie ich finde). Nun mag man von den Onkelz halten, was man will (und die, die mich länger kennen, wissen, dass ich eine kleine Schwäche für gewisse Lieder dieser sicher nicht unumstrittenen Band habe), aber dieser Satz spricht mir wirklich zutiefst aus der Seele.

Es mag mir anfangs nicht so bewusst gewesen sein, weil ich bisher wohl das Glück hatte, dass sich mein Leben in Kreisen abspielte, die keinen oder nur spärlich vorhandenen Konventionen unterlagen. Aber mit dem Eintritt ins Berufsleben scheinen wir alle zu Schauspielern zu werden... werden zu müssen. Nun konnte ich Theater noch nie etwas abgewinnen (es ist die einzige Kunstform, die sich mir bisher noch nicht erschlossen hat), und außerdem bin ich so ziemlich die schlechteste Schauspielerin seit Dolores Fuller. Ich kann es nicht, und ich mag es nicht. Ich hasse es einfach, mich verstellen zu müssen oder Freundlichkeit zu heucheln (weshalb ich es auch vermeide, so gut ich kann). Noch mehr allerdings hasse ich es, mich mit Freundlichkeit zurückhalten zu müssen, wo sie meiner Meinung nach richtig und wichtig ist. Und genau das ist offensichtlich nötig, um im Berufsleben bestehen zu können.

Ich meine, warum sollte ich mich gegenüber einem Kollegen, zu dem ich ein sehr vertrautes Verhältnis habe, auf der Arbeit anders verhalten als privat? Warum "gehört" sich das nicht? Warum ist es "unprofessionell"? Warum zerreißen sich die Leute das Maul darüber, wenn sich zwei gut verstehen? Warum empfinden sie es als störend oder unangebracht, statt sich für die beiden zu freuen? Vielleicht ist es der hohe Konkurrenzdruck, der die Leute dazu bringt, zwischenmenschliche Gebärden auf der Arbeit anders zu bewerten als im Privatleben, aber ist es nicht auch absolut lächerlich? Es mag daran liegen, dass ich ein recht offener Mensch bin und meine Gefühle und Zuneigungen ebenso offen zur Schau trage (weil ich das ehrlicher finde) - jedenfalls habe ich ein großes Problem damit, mich in meinen Zuneigungsäußerungen einschränken zu müssen, nur weil irgendwelche Leute mit Stock im Arsch nicht damit klarkommen. Ich finde das schlichtweg falsch. Ich kann mich ein- und demselben Menschen gegenüber nicht den halben Tag lang total distanziert verhalten und ihn dann (als Ausgleich) den Rest des Tages zu Tode knuddeln. Was soll das bitte bringen? Wenn ich mich freue, jemanden zu sehen, dann möchte ich ihn zur Begrüßung umarmen können - egal, ob morgens auf der Arbeit oder abends vorm Kino. Denn selbst wenn ich das (auf der Arbeit) nicht tue, ändert es ja nichts an dem Fakt, dass die Beziehung zu diesem Menschen existiert, und dass sie entsprechend intensiv ist. Warum also all die Geheimniskrämerei und Schauspielerei und "professionelle Zurückhaltung"? Es kotzt mich wirklich an... unser menschliches Theater.

Samstag, 27. August 2011

Schicksalhafte Zufälle oder zufälliges Schicksal - ist unser Leben vorherbestimmt?

"Glaubst du an Schicksal?", wollte er gestern von mir wissen.
"Du meinst, dass alles, was in unserem Leben passiert, vorherbestimmt ist?", fragte ich zurück.
Er nickte. Also dachte ich nach.
"Ich glaube an so etwas wie veranlagte Vorherbestimmung - an Kausalität", antwortete ich schließlich.
(Anmerkung: Auf den Begriff der "Kausalität" hat mich Stephan erst im Nachhinein gebracht, aber er fasst sehr gut zusammen, was ich in diesem Moment ausdrücken wollte.)

Die Naturwissenschaftlerin in mir tut sich schwer damit zu glauben, dass irgendwer irgendwo irgendwie die Dinge lenkt. Aber ich halte es sehr wohl für möglich - wenn nicht gar unumgänglich - dass sich die Dinge gegenseitig lenken - nach dem Kausalitätsprinzip. Abhängig von gewissen Veranlagungen, Wahrscheinlichkeiten und einer Prise Chaos geschehen die Dinge, weil sie geschehen müssen. Klingt nach Vorbestimmung, ist aber im Prinzip nur ein Ursache-Wirkungs-Prinzip - eine Kausalkette, um genau zu sein. Unsere Erbanlagen, unsere Sozialisation, unsere Interessen, unsere Lebenserfahrung und der Grad an Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines bestimmten Ereignisses bestimmen, ob es letztendlich wirklich auftritt, und wenn es das tut, wie es verläuft und welche Auswirkungen es auf unser weiteres Leben hat.

Er und ich, wir haben uns an einem Freitag, dem 13., kennen gelernt. Ich arbeitete damals noch im Content und er im Content-Support, was so viel bedeutet, wie: Wenn ich ein technisches Problem hatte, schrieb ich ein Ticket (d.h. eine Supportanfrage), und mit ein bisschen Glück meldete sich über kurz oder lang jemand vom Content-Support-Team bei mir und löste mein Problem. Mein Problemlöser war an diesem Freitag, dem 13., also er. Und bis hierher haben wir es nur mit Wahrscheinlichkeiten zu tun. Wie wahrscheinlich ist es, dass ich bei der begrenzten Anzahl an Support-Tickets, die ich monatlich rausschicke, irgendwann einmal an ihn gerate? Support-Tickets geteilt durch Support-Mitarbeiter... ich würde sagen: recht hoch! Halten wir also fest: Früher oder später hätte er so oder so mit mir Kontakt aufgenommen. In unserem Fall geschah es nach etwa fünf Monaten.
Mein Problem hatte sich nun (erfreulicherweise) schon von selbst gelöst, so dass ich ihm dies direkt mitteilte, als er sich in Beantwortung meines Tickets bei mir meldete. Neugierig wie ich aber nun mal bin (und nett wie er in den ersten Sätzen klang) schaute ich jedoch sofort im firmeninternen Mitarbeiterverzeichnis (das u.a. mit Fotos versehen ist) nach, mit wem ich da eigentlich gerade chattete - und machte eine folgenschwere Entdeckung: ER war dieser Typ, der mir (zunächst aufgrund seiner markanten Erscheinung) bereits am Tag meines Vorstellungsgesprächs in unserer Firma aufgefallen war. Und an dieser Stelle kommt die Kausalkette ins Spiel: Er war ab diesem Moment kein Nobody mehr für mich, weil sein Name nun mit einem Bild und einer Begegnung bzw. der Erinnerung daran (d.h. mit einer emotionalen oder wertenden Komponente) verbunden war. Ich kann nicht leugnen, dass ich ihn schon damals - obwohl ich ihn ja nicht kannte, sondern maximal aufgrund seines Äußeren beurteilen konnte - interessant fand, was wohl wiederum daran lag, dass ich nichts langweiliger finde als Typen, die total normal aussehen. Was er also zum Zeitpunkt unseres Support-Chats nicht wusste, war, dass wir beide bereits eine Vorgeschichte hatten - zumindest von meiner Seite aus. Diese Vorgeschichte war es dann wohl auch, die mich dazu bewegte, ihm trotz seiner "Dann hab einen sonnigen Tag!"-Verabschiedung noch einmal zurückzuschreiben und somit letzten Endes in ein längeres Gespräch zu verwickeln. Wäre er nicht genau er gewesen, sondern irgendein unauffälliger Typ, zu dem ich (aufgrund mangelnder vorgeschichtlicher Anknüpfungspunkte) keinerlei emotionalen Bezug gehabt hätte, hätte ich es wohl bei einem "Danke, dir auch. Ciao!" belassen. So aber siegte die Neugier und der Wunsch, mehr über den (noch) Unbekannten zu erfahren. Halten wir also fest: Man könnte meinen, dass unsere Wege rein zufällig aufeinandergetroffen und dann plötzlich in gemeinsamen Bahnen verlaufen sind, aber ich behaupte, dass unser Zusammentreffen und alles, was sich später daraus ergeben hat, vorherbestimmt war - vorherbestimmt durch den gemeinsamen Arbeitsplatz, die gemeinsamen Interessen oder Ansichten, die berühmt-berüchtigte "gleiche Wellenlänge". Wäre einer dieser Punkte nicht gegeben gewesen, wäre unser Chat ein unbedeutendes Ereignis geblieben, das keine weiteren Nachwirkungen gehabt hätte. Unsere Wege hätten sich nur kurz gekreuzt und dann in unterschiedlicher Richtung fortgesetzt und wieder voneinander entfernt. So aber habe ich einen Menschen gefunden, der mein Leben enorm bereichert, vielleicht sogar komplettiert, in jedem Fall aber – und das ganz unabhängig davon, wie lange er in dieser Form in meinem Leben verweilen wird – eine Spur hinterlässt, einen Abdruck, etwas ganz Persönliches und Einzigartiges – etwas, das eine enorme Wirkung hat, aber gleichzeitig auch wieder die Ursache für viele weitere Ereignisse in meinem Leben war, ist und sein wird.

Gerade, wenn wir etwas besonders Schönes, Unfassbares oder auch Seltenes erleben, sind wir schnell geneigt, an ein Zufalls- oder Gotteswerk zu glauben. Dabei kommt ein Großteil doch immer aus uns selbst. Und genau deshalb finde ich es so wichtig, die Möglichkeiten, die sich uns zu hunderten und tausenden bieten, auch beim Schopfe zu packen. Schließlich können wir eigentlich gar nicht so viel falsch machen. Jeder Tag, jede Stunde, jede Minute ist eine neue Gelegenheit, unser Schicksal selbst mitzubestimmen, indem wir ihm die Chance geben, überhaupt erst zu unserem Schicksal zu werden. Wir können es uns nicht selbst konstruieren, aber wir können ihm durch unsere Entscheidungen eine bestimmte Richtung geben, eine persönliche Note – und dabei auch am Schicksal anderer Menschen teilnehmen, ein Stück des Weges mit ihnen gemeinsam gehen und uns währenddessen gegenseitig Wärme spenden.

Sonntag, 31. Juli 2011

Im Dunkeln ist gut munkeln... oder rumbläken.

Dieses Wochenende, das - nebenbei bemerkt - (zumindest gefühlt) das verregnetste Wochenende der Wetteraufzeichnungen war, haben Annett und Frank uns in Berlin besucht, und da man sich bei dem mehr als nur beschissenen Wetter (ich weigere mich, hier beschönigende Ausdrücke zu verwenden) auf Aktivitäten im Trockenen beschränken musste, waren wir im Dunkelrestaurant. Die Idee kam von Stephan, weil er vor Jahren schon einmal dort gewesen ist und es ziemlich cool fand. Ich jedoch muss sagen, dass ich es ziemlich überbewertet und für knapp 60 Euro pro Person definitiv viel zu teuer fand. Das Essen (wir haben uns alle vier für das Überraschungsmenü entschieden) war zum Großteil gar nicht nach meinem Geschmack und auch nicht wirklich so unglaublich einzigartig und gut, dass es sich gelohnt hätte, dafür drei Stunden im Dunkeln zu sitzen. Jedenfalls waren die drei Gänge aus meiner Sicht keine 35 Euro pro Person wert (Getränke exklusive). Dazu kam, dass es (durch das unmögliche Benehmen der anderen Gäste) unheimlich laut war und man sich kaum angenehm unterhalten konnte. Durch den Lärm fiel es dann auch schwer, sich ganz und gar auf seine Geschmackssinne zu konzentrieren. Und das groß angekündigte Abendprogramm, für das man noch mal 25 Euro pro Person extra zahlen musste, war auch nicht gerade der Brüller. Gut, die Udo-Lindenberg-Imitation kam ganz gut, aber den Rest (ein paar am Klavier vorgetragene Evergreens von Abba bis Bill Ramsey) hätte man auch in einer 0815-Livemusik-Bar irgendwo in Mitte für lau haben können. Fazit: Dunkelrestaurant lohnt sich maximal am Montag und Dienstag, wenn man dort auch ohne Zusatzprogramm essen kann, und dann sollte man sich doch sehr genau überlegen, ob man zum Überraschungsmenü greift oder zumindest, was man aus dem Überraschungsmenü ausschließen möchte. Kalte, schleimige Kalbsbacken zum Beispiel... oder in Rum ertränkte Früchte.

Mittwoch, 29. Juni 2011

Gewohnheit = Fortschrittsbremse?

Letztens saß ich mit Steven und einer Flasche Schöfferhofer Grapefruit im Mauerpark und er fand den Flaschenöffner nicht - jedenfalls nicht auf Anhieb. Da stellte ich mir zum wiederholten Male die Frage, warum es eigentlich immer noch Kronkorken gibt. Im Zuge des technischen Fortschritts wurden Schraubverschlüsse, Bügelverschlüsse und Kronkorken mit Abziehlasche entwickelt, die den Vorteil haben, dass sie die Flasche entweder wiederverschließbar machen und/oder das Öffnen ohne Hilfsmittel ermöglichen. Gut, nun könnte man argumentieren, dass Getränke mit Kronkorken (v.a. Bier) eh nicht lange haltbar sind, deswegen sofort verzehrt werden und nicht noch mal verschlossen werden müssen. Trotzdem möchte man doch manchmal einen Schluck trinken, dann den Ort wechseln und die Flasche gern in den Rucksack packen, um sie später auszutrinken. Außerdem bleibt dann immer noch das Problem des Öffnens. Ich zähle mich zu den (bestimmt nicht wenigen) Menschen, die Bierflaschen weder mit Feuerzeugen noch mit anderen Bierflaschen noch an harten Kanten öffnen können. Außerdem zähle ich mich auch zu den Menschen, die nie einen Flaschenöffner dabei haben (geschweige denn ein Feuerzeug). Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Schraubverschluss so viel aufwändiger in der Herstellung ist als ein Kronkorken. Warum können wir dann nicht einfach mal einen Schritt weiter gehen in der Evolution und Kronkorken ein für allemal durch Schraubverschlüsse ersetzen?

Samstag, 7. Mai 2011

Zuckersüße Zutaten

Beruflich übersetze ich gerade listenweise Produktattribute ins Italienische; aktuell sind es Inhaltsstoffe von Damen- und Herrenparfums. Die meisten davon sind recht unspektakulär, aber ein paar haben es doch in sich. Oder wusstet ihr, dass es Eau de Toilettes gibt, in denen Senf enthalten ist? Kulinarische Leckerbissen sind anscheinend keine Seltenheit in Duftwässerchen, denn auf meiner Zutatenliste fanden sich auch so interessante Inhaltsstoffe wie Zuckerwatte, Marshmellows, Lakritze, Reis, Pralinen, Kaviar und getoastetes Brot. Die sog. duftende Platterbse, die sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat, klingt zwar schmackhaft, ist jedoch nicht essbar. Allerdings werden Parfums auch gerne unter Verwendung alkoholischer Getränke zubereitet: Rum, Piña Colada, Mojito, Wodka, Cointreau und Champagner zum Beispiel. Doch auch nicht-alkoholische Getränke wie Ginger Ale, Eistee oder simples Mineralwasser sind beliebte Zutaten für Parfums. Selbst natürliche Abfälle wie Heu, Treibholz und Zibet (extrem übelriechendes Sekret aus den Analdrüsen der Zibetkatze) werden noch zu Parfums weiterverarbeitet. Und meine Lieblingszutat? Ganz klar - die Stephanotis!

Freitag, 6. Mai 2011

Kekse, Nerven, Säcke, Wecker, Kränze, Eier

Ich kann es nicht leugnen: Ich habe diese tiefsitzende Angst - die Angst, anderen auf den Keks zu gehen. Besonders schlimm ist es bei Leuten, die ich noch nicht so lange kenne, die mir aber trotzdem sofort unheimlich sympathisch sind, weshalb ich dann natürlich gerne so viel Zeit wie möglich mit ihnen verbringen möchte. Diese Angst rührt wohl daher, dass ich überhaupt nicht einschätzen kann, ob ich mich nicht zu sehr aufdränge, zu viel ihrer wertvollen Zeit beanspruche oder sie abschrecke, weil ich zu schnell zu viel von mir preisgebe. Grundsätzlich ist es eben einfach so, dass ich gerne Zeit mit netten Menschen verbringe, weil es viel zu viele andere gibt, die einfach nur tierisch nerven. Vielleicht rührt meine Angst, dass ich anderen auf den Sack gehe, ja auch daher, dass es (leider) unheimlich viele Leute gibt, die MIR auf den Wecker fallen, denn das letzte, was ich möchte, ist, genau so eine Nervensäge wie die zu sein. Wenn ich es mir recht überlege, gibt es eigentlich maximal drei Personen in meinem Leben, die mir wohl nie, nie, nie, nie, nie auf den Kranz gehen könnten, und ich glaube, dass ich damit wirklich schon riesengroßes Glück habe, denn wenn ihr mal intensiv darüber nachdenkt, fällt euch dann überhaupt IRGENDJEMAND ein, bei dem ihr sofort alles stehen und liegen lassen würdet, um ein wenig Zeit mit ihm verbringen zu können? Dem ihr niemals böse wärt, selbst wenn er euch früh morgens aus dem Bett klingelt, obwohl ihr erst um 4 Uhr morgens schlafen gegangen seid, weil allein seine Stimme zu hören oder eine Nachricht von ihm zu lesen euch für jede verlorene Stunde Schlaf entschädigt? Jemand, mit dem euch nie die Gesprächsthemen ausgehen und mit dem selbst Briefmarkensortieren noch spannend wäre? Ich glaube, selbst wenn man nur eine einzige derartige Person in seinem Leben hat, kann man sich schon wirklich glücklich schätzen. Und deshalb hoffe und bete ich, dass ich MEINEN "Lieblingsmenschen" nie, nie, nie, nie, nie auch nur ansatzweise auf die Eier gehen werde... weil es nichts Schöneres gibt, als miteinander füreinander da zu sein.

Dienstag, 19. April 2011

Seelenverwandtschaft...

...gibt es nicht... kann es gar nicht geben - jedenfalls nicht, wenn man wie ich an Mutter Natur und die Naturwissenschaft als alles erklärende Kraft glaubt. Gestern fiel es mir wie Schuppen von den Augen, und es fällt mir wirklich schwer, es einzusehen, aber seien wir doch mal ehrlich: Um so viel gemeinsam zu haben und so gleich zu ticken wie sog. Seelenverwandte, müsste man genetisch gleich oder zumindest sehr ähnlich gebaut sein und außerdem noch gleich oder ähnlich sozialisiert. Seelenverwandte müssten quasi die gleichen Erfahrungen im Leben gemacht haben und dazu am besten noch eineiige Zwillinge sein. Daher passt der italienische Ausdruck für Seelenverwandte eigentlich auch viel besser: anime gemelle - Zwillingsseelen. Und da ich weder Zwillingsgeschwister noch Sandkastenfreunde habe, gibt's für mich auch keinen Seelenverwandten auf dieser Welt. Diese Einsicht ist hart für jemanden, der sein ganzes Leben lang nichts anderes gesucht hat. Aber wer weiß, vielleicht schaffe ich es ja mit dieser Erkenntnis nun endlich, meine Suche nach Erfüllung auf erfolgsversprechendere Projekte zu verlagern...

Mittwoch, 6. April 2011

Requiem

Eigentlich ist es ja völlig egal, wie man beerdigt wird. Man bekommt es schließlich sowieso nicht mehr mit. Und trotzdem fände ich den Gedanken zu wissen, dass meine Beerdigung - zumindest ansatzweise - nach meinen Wünschen verläuft, beruhigend. Nun ist es so, dass ich noch nicht einmal 30 bin und meine Beerdigung statistisch gesehen erst in 53 Jahren stattfindet. Trotzdem gibt es Momente im Leben, in denen man mit dem (vorzeitigen) Tod konfrontiert wird - so wie letzten Freitag, als ich unser Auto auf der A9 zwischen Droyßig und Eisenberg wegen eines Vollidioten, der sich zu fein zum Blinken war, in die Mittelleitplanke fuhr. Totalschaden, Massenkarambolage, Vollsperrung - und wie durch ein Wunder keine Toten und keine Verletzten, nicht mal ein Kratzer. Ich habe nicht einen Moment daran gedacht, dass ich sterben könnte, meine Mitfahrer schon. Aber danach, wenn der Schock vorbei ist und man langsam wieder klare Gedanken fassen kann, danach fängt es im Gehirn an zu rattern: Was wäre, wenn... und hätte ich nicht...? Dann kommen sie plötzlich doch, die Fragen nach den Eventualitäten, und der Tod ist auf einmal nicht mehr nur pure Statistik, sondern etwas Persönliches, zum Greifen Nahes, Absehbares. Darum also auch die Überlegungen, wie ich mir meine Beerdigung wünschen würde. Und nein, ich werde jetzt nicht zum Notar rennen und mein Testament schreiben. Aber sollte ich das nächste Mal nicht ganz so viele Schutzengel bei mir haben, könnt ihr diesen Post ja berücksichtigen.
Da wäre zunächst einmal die Farbe der Kleidung. Schwarz ist klassisch, aber inakzeptabel. Ich bin kein Schwarzseher, und deshalb will ich auf meiner Beerdigung auch keine schwarz gekleideten Menschen haben. Ich schlage stattdessen lila vor. Vielleicht etwas viel verlangt, vor allem von den Männern, aber ich würde auch schwarze Anzüge mit lila Hemden akzeptieren. Oder zumindest ein lilafarbenes Einstecktuch. Hauptsache irgendein Farbtupfer. Lila hätte den Vorteil, dass es ein schöner Kontrast zu meiner Lieblingsfarbe gelb wäre, und gelb wären alle Blumen. Natürlich nicht irgendwelche Blumen - nein - es müssten schon meine Lieblingsblumen sein. Gelbe Gerberas sollen meinen Sarg zieren. Womit wir schon beim nächsten Punkt wären. Ich möchte nicht verbrannt werden. Irgendwie fühle ich mich beim Gedanken daran nicht wohl. Lieber von Würmern zerfressen lassen - dann hat der Tod wenigstens noch einen kleinen Nutzen, nämlich den, eine Wurmfamilie satt zu machen. Ja, das würde mir gefallen. Und dann die Musik. Die Musik ist das Allerschwierigste! Wählt man etwas Fröhliches, Positives, hat man nichts gekonnt, weil in solchen Momenten keiner fröhlich ist und der Sinn des Liedes nicht zu den Leuten durchdringt. Wählt man etwas Schauriges, Trauriges, deprimiert man die Leute nur umso mehr. Gar keine Musik ist gar keine Option. Was also dann? Ein Instrumentalstück? Aber welches? Oder mein Lieblingslied? Aber ich habe so verdammt viele. Und wer weiß, ob die ältere Generation bei meinem Musikgeschmack nicht Gefahr laufen würde, einen Hörsturz zu erleiden. Vielleicht doch lieber einen Klassiker wie Sinatras "My Way"? Nein! Klassisch ist was für Hochzeiten. Beerdigungen sollten individuell sein. Ich hab's! Eine Live-Band muss her - oder auch ein Solomusiker. Und weil ich Überraschungen über alles liebe, werde ich keinen konkreten Song vorschlagen, sondern die Playlist auswürfeln lassen. Zur Auswahl stehen dann meine 20 meistgehörten Lieder bei Lastfm, und der Magic-Würfel entscheidet, welche davon gespielt werden. Wie viele und in welcher Form - d.h. ob rein instrumental, von einer Band, einem Sänger oder auch nur von CD gespielt, das sei meinen Hinterbliebenen überlassen. Denkt euch was aus! Und bitte, bitte, bitte nehmt ein Foto, auf dem ich lächle! Am besten eins in irgendeinem blöden Kostüm mit ganz vielen anderen Leuten um mich herum... denn wenn schon alleine sterben, dann wenigstens nicht einsam.

Montag, 28. März 2011

Kultursüchtig?!

Ja, ich gebe es zu, ich brauche mindestens einmal im Monat Kabarett (wie guuuuut, dass es das Primetime Theater gibt!), ich will Konzerte besuchen, wild herumspringen, meine Lieblingslieder lauthals mitgrölen, danach einen Sticker für unsere Konzerte-Pinnwand in der Küche aussuchen und meine letzten Cent-Stücke für die neueste EP des Künstlers zusammenkratzen; ich finde literarische Lesungen spannend (selbst wenn es im Buch um die Probleme überreifer Männer geht), und ich liebe es, nach dem Schauen eines kritischen Dokumentarfilms über die Teilprivatisierung des Wassers noch stundenlang mit den anwesenden Experten über dessen Inhalt zu diskutieren, ich gehe zu Hörspiel-Krimi-Premieren und bin dabei, wenn das Theater des Westens am Tag der offenen Tür Headbanging-Workshops und Einblicke in die Proben und Inszenierung seines Musicals "We Will Rock You" gibt, ich sage nicht nein, wenn mich Benjamin von Stuckradt-Barre in seiner Late Night Show als Zuschauer im Publikum dabei haben möchte, lasse mir von Thilo Schmied erzählen, wo Depeche Mode in Berlin ihr Album "Some Great Reward" aufgenommen haben, und bin neuen kulinarischen Erlebnissen gegenüber immer aufgeschlossen. Ja, ich bin kultursüchtig, und nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass es etwas damit zu tun hat, dass ich im Job völlig unterfordert bin. ;o)

Sonntag, 20. März 2011

Wie wertvoll ist ein wohlgeformtes Wort?

Oder sollte ich besser fragen: Wie wirtschaftlich? Denn dass ein korrekt geschriebenes Wort oder gar ein ganzer in gutem Deutsch geschriebener Satz so viel schöner, sinnvoller und vor allem verständlicher ist als solche, die vor Fehlern nur so wimmeln, sollte doch eigentlich jedem halbwegs intelligenten Menschen klar sein, oder? Wer fehlerhafte Texte schreibt und sich dann auch noch die Blöße gibt, sie unkorrigiert zu veröffentlichen, hinterlässt bei seiner Leserschaft nicht nur (teilweises) Unverständnis, sondern auch Wut, das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, nicht wichtig zu sein. Ein schlecht geschriebener Text beleidigt nicht nur dessen Inhalt, sondern vor allem dessen Leser.

In unserem schönen Nachbarstaate, den Niederlanden, fühlen sich derzeit Fans der Fernsehserie "The Pacific" (Nachfolger des preisgekrönten "Band of Brothers") beleidigt, weil Warner Bros zwar ein Heidengeld in deren Realisierung gesteckt hat ("The Pacific" soll die teuerste TV-Serie sein, die je produziert wurde), die niederländischen Untertitel der unlängst erschienenen DVD jedoch offensichtlich von einem Praktikanten mit Rechtschreibschwäche anfertigen ließ. Jedenfalls waren diese so fehlerhaft, dass Käufer im ganzen Land empört sind und ihr Geld zurück verlangen.
Ich würde mich nicht als jemanden bezeichnen, der schnell eingeschnappt oder generell nachtragend ist, aber in letzter Zeit fühle auch ich mich häufig beleidigt. Das fängt an, wenn ich die Speisekarte im Café um die Ecke lese und mich zwischen Latte Macciato, Ruccola-Salat mit Creme freche und Cornet Beff entscheiden muss. Früher wurden Speisekarten noch von einem Schriftsetzer bearbeitet, der über eine fachmännische Ausbildung verfügte, die auch die korrekte Beherrschung der deutschen Rechtschreibung und Grammatik beinhaltete. Heute kann nicht nur jeder Wirt werden, es kann auch jeder Speisekarten schreiben und drucken. Das allein wäre ja nicht schlimm - wenn jene Wirte in der Lage wären, den Duden zu benutzen. Wozu werden Fremdwörter wie Latte Macchiato, Rucola, Crème fraîche oder Corned Beef überhaupt in den Duden übernommen, wenn sich eh niemand dafür interessiert, wie sie richtig geschrieben (geschweige denn ausgesprochen) werden? Ich für meinen Teil bin jedenfalls zum ersten Mal an diesem Tag beleidigt. Die zweite Beleidigung folgt auf dem Fuße - in der U-Bahn wird für allerlei Dinge geworben, in den U-Bahn-Stationen selbst auf großen Plakaten, und überall lauern Rechtschreibfehler, Kommafehler, Tippfehler. Es scheint, als verfolgten sie mich den ganzen Tag, wohin ich auch gehe und was ich auch lese - sei es in der Zeitung, in E-Mails von Vorgesetzten, selbst in deren Signaturen, in Arbeitsverträgen, Romanen, Museen, Untertiteln von Filmen, auf Amtsvordrucken und in Webforen sowieso. Sie sind hässlich, und sie beleidigen mich.
Am beleidigendsten sind jedoch fehlerhafte Texte sogenannter Texter, d.h. Menschen, deren Beruf es ist, Texte zu schreiben. Wie kann man sich Texter nennen, wenn man nicht weiß, dass es "mit einem wohlgeformten Wort" und nicht "mit einem wohlgeformtem Wort" heißt? Wie kann man sich Texter nennen, wenn man zu stolz oder faul oder was-weiß-ich-nicht ist, um seine eigenen Texte Korrektur lesen zu lassen - und zwar von jemandem, der den Titel "Texter" verdient hat? Warum muss ich mich regelmäßig vor irgendwelchen Möchtgern-Textern, die meine Texte Korrektur lesen, dafür rechtfertigen, dass ich ein Komma richtig setze, nur weil die der Meinung sind, da gehört keins hin? Wozu gibt es verdammt noch mal den Duden und die Deutsche Grammatik? Warum wird die Word Rechtschreibhilfe konsequent ignoriert? Warum muss man keine Rechtschreibprüfung ablegen, bevor man Germanistik studiert oder sich Texter nennen darf? Warum will niemand mehr in diesem Land Geld für gutes Deutsch und gute Korrektoren ausgeben? Warum gibt es keine Rechtschreibpolizei, die Bußgeldbescheide für fehlerhafte Rechtschreibung verteilt? Die Staatskasse wäre im Nu gefüllt und ich endlich nicht mehr beleidigt.

Traurig, aber wahr: Auch die Rechtschreibkontrolle ist kein Wertgegenstand (mehr) - nicht einmal in staatlichen Museen.

Donnerstag, 10. März 2011

Mensch vs. Maschine im 21. Jahrhundert

Beruflich arbeite ich in den letzten Wochen ständig mit Google AdWords - Suchmaschinenoptimierung und so - echt klasse, sag ich euch. Theoretisch sollte AdWords, wenn man einen beliebigen Begriff eingibt, lauter verwandte Suchbegriffe ausspucken. Praktisch allerdings gibt man "Oster-Teelichthalter" ein, und AdWords listet einem so lustige Suchbegriffe wie "holzwäscheklammern zum basteln", "igel kostüm", "lichterkette für tannenbaum" und "sterne aus filz". Et voilà, es lebe die künstliche Intelligenz!


Freitag, 4. Februar 2011

Ewigkeit, Möglichkeiten und Sackgassen

Für immer und ewig. Das hört man so oft. Zu oft. Es ist nicht so, dass ich nicht an die Ewigkeit glaube; ich finde es lediglich naiv zu glauben, dass alles, was man "für immer" schwört, auch für immer bleibt. Meiner Meinung nach kann man höchstens schwören, dass man es versuchen und immer sein Bestes geben wird, aber ob es dann wirklich für immer sein wird? Was ist schon ewig? Manche Menschen schaffen es nicht einmal, eine Freundschaft über fünf Jahre aufrecht zu erhalten oder ihre Ausbildung abzuschließen oder sich ihrer Gesundheit zuliebe gesünder zu ernähren, mit dem Rauchen aufzuhören und Sport zu treiben. Überhaupt leben wir in einer Zeit, in der Durchhaltevermögen nichts mehr wert zu sein scheint. Stattdessen jammern wir und wählen einen einfacheren Weg, denn es gibt immer noch irgendeinen einfacheren Weg. Wir können uns gar nicht mehr retten vor lauter Möglichkeiten und wundern uns, wenn wir am Ende trotzdem in einer Sackgasse landen und nicht mehr weiter kommen. Und dann sind wir verloren, weil wir nie gelernt haben, in den Rückspiegel zu schauen, und weil wir zu stolz sind, uns umzudrehen und den Weg, den wir gekommen sind, zurück zu gehen.

Sonntag, 16. Januar 2011

Jahresmotto

Seit ein paar Jahren gebe ich - angeregt durch meinen liebreizenden Ehegatten und unseren langjährigen Freund Tilo sowie die chinesische Tradition, jedes neue Jahr einem Tier der Astrologie zu widmen - jedem Jahr ein neues Motto. Es begann mit dem Jahr des Fisches, in dem die beiden Herren sich vornahmen, regelmäßig zusammen schwimmen zu gehen, und ward gefolgt vom Jahr des Ochsen, in dem sie ihre Muskeln im Fitnessstudio stählten. Ich lebte zu dieser Zeit (es war das Jahr meiner Magisterarbeit) mehr das Jahr des Faultiers. 2009 erkor ich dann zum Jahr des Springbocks, weil ich in dieser Zeit (recht sprunghaft) von Ort zu Ort zog, bis ich mich schließlich - am Ende des Jahres - in Köln niederließ. 2010 wurde - ohne Zweifel - das Jahr der Turteltaube. Und 2011? Nachdem wir Ende letzten Jahres in die Stadt, die niemals schläft, gezogen sind und ich dieses Wochenende Konzerttickets im Wert von knapp 600 Euro (für zwei Personen) erstanden habe, um in den nächsten Monaten Madsen, Rise Against, das Udo-Lindenberg-Musical "Hinterm Horizont", Roxette, Bryan Adams und 2x Rainald Grebe live in concert zu sehen, denke ich, ich kann das "Jahr der Nachtigall" offiziell für eröffnet erklären. Einen schönen Einstieg und ersten Höhepunkt boten vor wenigen Stunden übrigens Madsen mit dem Nachholkonzert ihrer 2010er Labyrinth-Tour. Ohne zu zögern kann ich diesem den Titel "Bisher bestes Konzert meines Lebens" geben, weil einfach alles stimmte: Gute Sicht, ausnahmsweise mal keine betrunken-pokend-randalierenden Idioten um uns herum, Bombenstimmung, exzellente Songauswahl inklusive gelungenen Covern von Elvis über Take That bis zu La Roux, tolle Special Guests, spritzige Publikumsanimation durch die Band, im Gegenzug lustige Aktionen des Publikums und eine Hammerzugabe. So kann's weitergehen!




Sonntag, 2. Januar 2011

Statt eines Neujahrsposts...

...gibt es diesmal nur ein Foto, das - denke ich - ganz gut zusammenfasst, was ich mir für 2011 wünsche:

Wohnzimmer-to-be