Samstag, 27. Februar 2010

Gesammelte Germanisten-Gags

Jede Studiertengruppe hat ja so ihre eigenen Witze, die sich dadurch auszeichnen, dass sie meist nur von Angehörigen derselben Studienrichtung lustig gefunden werden. Ich bin studierte Auslandsgermanistin und muss jetzt einfach mal ein paar dieser Sprachwissenschaftler-Perlen loswerden - auch auf die Gefahr hin, dass sie von den Lesern dieses Blogs nicht verstanden werden.

Beginnen möchte ich mit den Farbwitzen, die sich dadurch auszeichnen, dass man nach einem Nonsens-Wort fragt, das aus zwei einzelnen Wörtern zusammengesetzt ist, wobei gilt, dass Wort 1 immer Teil von Wort 2 ist und dieses leicht verändert. Die Frage nach dem Nonsens-Wort beinhaltet jeweils ein Farbadjektiv sowie diverse weitere Eigenschaften. Das sieht dann am Ende so aus:

Was ist gelb und fett und sitzt in der Kirche immer in der ersten Reihe? - Fromm Frites!
Was ist violett, fruchtig und sitzt in der Kirche immer in der ersten Reihe? - Die Frommbeere!
Was ist weiß, dünn, lang und lebt im Himalaya? - Der Spaghyeti!

Oder, ganz aktuell (und auf Stephans Mist gewachsen):

Was ist grün, lang und in Frankreich bald verboten? - Die Gurka!

So weit, so gut... Kommen wir zum nächsten Germanisten-Witz-Genre: Freunden des gepflegten Imperativs (zu Deutsch: Befehlsform) werden die folgenden doppelsinnig lesbaren Wörter hoffentlich ein kleines Schmunzeln entlocken (Kommata sind an den entsprechenden Stellen gedanklich hinzuzufügen!):

Pariser Platz
Freier Fall
Blitzlicht
Fahrbahn
Grabmal
Weinflasche
Armleuchte
Wachsmalstift

Und dann hätten wir da noch die sprach- bzw. dialektübergreifenden Witze:

Wie heißt der chinesische Verkehrsminister? - Um Lei Tung.
Wie heißt der schwedische Sexminister? - Lasse Samström.

Zu guter Letzt noch meinen persönlichen Favoriten, der auch gerne mal von Rainald Grebe zitiert wird:

Was sagt ein Sachse in den USA, wenn er einen Weihnachtsbaum kaufen will? - A Dännschn, please!

Mittwoch, 17. Februar 2010

Kölner Karneval - nüchtern betrachtet!

Jetzt ist er zu Ende - mein erster Kölner Karneval!
Los ging's am 11.11. letzten Jahres. Da hatte ich weder ein Kostüm noch irgendeine Ahnung, was an diesem Tag auf mich zukommen würde. Ich zog mir nur einen knallbunten Rock an und band meine Haare zu zwei Pferdeschwänzchen zusammen. Das musste fürs Erste an "Verrücktheit" genügen. Ich staunte dann aber nicht schlecht, als ich mich nach 11:11 Uhr auf den Weg in Richtung Zülpicher Straße machte und dort massenweise verkleidete Jecken sah. Der Gedanke, dass sich erwachsene Menschen in knallbunte Kostüme zwängen und diese mit einer bemerkenswerten Selbstverständlichkeit in aller Öffentlichkeit tragen, lässt mich innerlich immer wieder schmunzeln.
Von den lieben Kollegen erfuhr ich dann, dass es am Altweiber-Donnerstag NOCH "jecker" zugeht, und man sich im Prinzip nur verkleidet auf die Straße trauen kann, weil man sich sonst unter all den Teufeln, Bären, Mickey Mäusen und Scheichen sehr schnell unwohl fühlt. Also besorgte ich mir am Wochenende vorher ein Elefantenkostüm. Vorteil: Es hielt warm, und plumpe Anmachen hielten sich aufgrund meines wenig grazilen Erscheinungsbildes in Grenzen. Nachteil: Sobald ich drinnen war, kam ich ein wenig ins Schwitzen. Preislich kam ich mit dem Ding eigentlich ganz gut weg - 49 Euro für einen kompletten Anzug sind fast schon ein Schnäppchen! Insgesamt habe ich für das Kostüm auch wirklich nur Lob geernet - alle fanden es "unheimlich süß", "knuddelig" und "hammergeil".
Nun ist Karneval ja ziemlich berüchtigt und wird von vielen Auswärtigen - nicht ganz zu Unrecht - eher kritisch gesehen. Von Saufgelagen, ungehemmter Bützerei, Fremdgehen und überhaupt jeder Menge Eskapden ist da die Rede; also nahm ich mir vor, einen Test zu machen: Ist es möglich, ohne einen Tropfen Alkohol durch den Karneval zu kommen und dabei auch noch Spaß zu haben?
Die größte Zerreißprobe: Altweiberfastnacht! Schon auf der Arbeit ging es los. Zwei Fässer Kölsch spendierte die Firma für ihre Mitarbeiter. Ich hielt mich fern und trank stattdessen Tee. Die Kollegen wurden lustiger; ich lachte einfach mit. Wir sahen ja auch wirklich alle zum Schießen aus in unseren Karnevalsuniformen! Abends ging es dann mit Volontärin Melanie und Praktikantin Deborah ins Belgische Viertel. Nachdem wir uns in einer Crêperia gestärkt hatten, landeten wir in der "Wohngemeinschaft" (Aachener Straße). Dort wurde zu Karnevalsmusik und Evergreens getanzt, und Melanies Freunde spendierten direkt eine Runde Mühlen-Kölsch. Ich stieß mit an, stellte die Flasche dann jedoch auf einem der Tische ab und drehte sie später Deborah an. Die revanchierte sich, indem sie die nächste Runde ausgab und mir eine Sprite mitbrachte. Dafür an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank!
Der Donnerstag verlief also ganz entspannt. Ich amüsierte mich köstlich über die dargebotenen Kostüme (die "Stehlampe" mit dem Lampenschirm auf dem Kopf bleibt mein Favorit!) und lernte ganz nebenbei ein paar echte musikalische Klassiker kennen. Schönste Erinnerung daraus: "En uns'rem Veedel" von Bläck Fööss - "Wat och passeet, dat Eine es doch klor: Et Schönste, wat m'r han schon all die lange Johr, es unser Veedel, denn he hält m'r zosamme, ejal, wat och passeet - en uns'rem Veedel."
Übers Wochenende "floh" ich aus der Stadt, da ein Heimatbesuch anstand, verpasste dadurch den sonntäglichen Geisterumzug, war aber pünktlich zum Rosenmontag, dem nächsten Karnevalshighlight, wieder in Kölle. Der Montag ist vor allem für seine Umzüge berühmt, und siehe da - als ich am Morgen meine Wohnung in der Südstadt verließ, lief ich gleich in den ersten hinein. Die Südstadt ist aber auch so etwas wie eine Karnevalshochburg in der Karnevalshochburg. Davon konnte ich mich auch überzeugen, als ich nachmittags nach Hause kam und direkt in den nächsten Umzug stolperte.
Blieb noch der Veilchen-Dienstag. An jenem Abend wird in der Roonstraße, unweit vom Zülpicher Platz der Nubbel verbrannt, eigentlich sogar mehrere! Der Nubbel ist eine Art Strohpuppe, die am 11.11. von ausgewählten Kölner Kneipen aufgehangen und für sämtliche Sünden, die an Karneval begangen werden, verantwortlich gemacht wird. Um Mitternacht wird der Nubbel dann in einer Art Prozession (einem Fackelzug) durch das Kwartier Latäng (das Kölner Studentenviertel) getragen und endet zusammen mit den Nubbeln der anderen Kneipen auf dem Scheiterhaufen (eigentlich mehr so eine Art Metallkorb). Dann fragt der Redner das anwesende Jeckenvolk, wer Schuld an diesem und jenem ist (z.B. am Kölner U-Bahn-Drama, an Westerwelles leeren Versprechungen, an der Schließung des Theaters usw.), und jedesmal antwortet die aufgebrachte Menge: "Dat wa' de Nubbel!" Am Ende muss dieser dann für alle Sünden büßen, die während der Karnevalszeit begangen wurden, indem er in einem großen Fegefeuer verbrannt wird. Diese letzte Tradition war einerseits ganz spaßig anzusehen, andererseits hinterließ sie auch ein leicht mulmiges Gefühl, weil die ganze Zeremonie meiner Meinung nach nicht unerhebliche faschistoide Züge hatte, erinnerte sie mich doch stark an die Hexenverbrennung und diverse Sündenbock-Ideologien. Dazu kommt, dass ich allgemein kein großer Fan des katholischen "Ich beichte jetzt mal schnell, und dann ist alles wieder gut" bzw. in diesem Fall des "Wir verbrennen mal schnell den Nubbel, dann sind unsere Seelen wieder rein"-Denkens bin. Aber ich will hier um Gottes Willen keine religiösen Diskussionen entfachen. Deshalb belasse ich es einfach bei der Feststellung, dass diese karnevalistische Tradition zumindest vom gesellschaftlich-kulturellen Standpunkt aus sehr interessant ist.
Heute ist nun endlich Aschermittwoch, und laut Tradition soll an diesem Tag Fisch gegessen und kein Alkohol getrunken werden. Das ist der offizielle Beginn der Fastenzeit, doch da ich den Antialkoholtest schon während der Fünften Jahreszeit bestanden habe, wird dies wahrscheinlich mein geringstes Problem sein.
Mein Eindruck von Karneval ist, dass da eine durchaus liebenswerte Tradition bewahrt wird, die - wie alles andere auch - dem Mainstream und Kommerz zwar nicht entkommt, aber zumindest auch nicht völlig von ihm verschlungen wird und gerade durch die Besinnung auf bestimmte regionale Traditionen absolut einzigartig bleibt. Alles in allem hat man sich an Karneval einfach lieb, und wie sagte Goethe schon? „Wenn keine Narren auf der Welt wären, was wäre dann die Welt?”