Dienstag, 19. April 2011

Seelenverwandtschaft...

...gibt es nicht... kann es gar nicht geben - jedenfalls nicht, wenn man wie ich an Mutter Natur und die Naturwissenschaft als alles erklärende Kraft glaubt. Gestern fiel es mir wie Schuppen von den Augen, und es fällt mir wirklich schwer, es einzusehen, aber seien wir doch mal ehrlich: Um so viel gemeinsam zu haben und so gleich zu ticken wie sog. Seelenverwandte, müsste man genetisch gleich oder zumindest sehr ähnlich gebaut sein und außerdem noch gleich oder ähnlich sozialisiert. Seelenverwandte müssten quasi die gleichen Erfahrungen im Leben gemacht haben und dazu am besten noch eineiige Zwillinge sein. Daher passt der italienische Ausdruck für Seelenverwandte eigentlich auch viel besser: anime gemelle - Zwillingsseelen. Und da ich weder Zwillingsgeschwister noch Sandkastenfreunde habe, gibt's für mich auch keinen Seelenverwandten auf dieser Welt. Diese Einsicht ist hart für jemanden, der sein ganzes Leben lang nichts anderes gesucht hat. Aber wer weiß, vielleicht schaffe ich es ja mit dieser Erkenntnis nun endlich, meine Suche nach Erfüllung auf erfolgsversprechendere Projekte zu verlagern...

Mittwoch, 6. April 2011

Requiem

Eigentlich ist es ja völlig egal, wie man beerdigt wird. Man bekommt es schließlich sowieso nicht mehr mit. Und trotzdem fände ich den Gedanken zu wissen, dass meine Beerdigung - zumindest ansatzweise - nach meinen Wünschen verläuft, beruhigend. Nun ist es so, dass ich noch nicht einmal 30 bin und meine Beerdigung statistisch gesehen erst in 53 Jahren stattfindet. Trotzdem gibt es Momente im Leben, in denen man mit dem (vorzeitigen) Tod konfrontiert wird - so wie letzten Freitag, als ich unser Auto auf der A9 zwischen Droyßig und Eisenberg wegen eines Vollidioten, der sich zu fein zum Blinken war, in die Mittelleitplanke fuhr. Totalschaden, Massenkarambolage, Vollsperrung - und wie durch ein Wunder keine Toten und keine Verletzten, nicht mal ein Kratzer. Ich habe nicht einen Moment daran gedacht, dass ich sterben könnte, meine Mitfahrer schon. Aber danach, wenn der Schock vorbei ist und man langsam wieder klare Gedanken fassen kann, danach fängt es im Gehirn an zu rattern: Was wäre, wenn... und hätte ich nicht...? Dann kommen sie plötzlich doch, die Fragen nach den Eventualitäten, und der Tod ist auf einmal nicht mehr nur pure Statistik, sondern etwas Persönliches, zum Greifen Nahes, Absehbares. Darum also auch die Überlegungen, wie ich mir meine Beerdigung wünschen würde. Und nein, ich werde jetzt nicht zum Notar rennen und mein Testament schreiben. Aber sollte ich das nächste Mal nicht ganz so viele Schutzengel bei mir haben, könnt ihr diesen Post ja berücksichtigen.
Da wäre zunächst einmal die Farbe der Kleidung. Schwarz ist klassisch, aber inakzeptabel. Ich bin kein Schwarzseher, und deshalb will ich auf meiner Beerdigung auch keine schwarz gekleideten Menschen haben. Ich schlage stattdessen lila vor. Vielleicht etwas viel verlangt, vor allem von den Männern, aber ich würde auch schwarze Anzüge mit lila Hemden akzeptieren. Oder zumindest ein lilafarbenes Einstecktuch. Hauptsache irgendein Farbtupfer. Lila hätte den Vorteil, dass es ein schöner Kontrast zu meiner Lieblingsfarbe gelb wäre, und gelb wären alle Blumen. Natürlich nicht irgendwelche Blumen - nein - es müssten schon meine Lieblingsblumen sein. Gelbe Gerberas sollen meinen Sarg zieren. Womit wir schon beim nächsten Punkt wären. Ich möchte nicht verbrannt werden. Irgendwie fühle ich mich beim Gedanken daran nicht wohl. Lieber von Würmern zerfressen lassen - dann hat der Tod wenigstens noch einen kleinen Nutzen, nämlich den, eine Wurmfamilie satt zu machen. Ja, das würde mir gefallen. Und dann die Musik. Die Musik ist das Allerschwierigste! Wählt man etwas Fröhliches, Positives, hat man nichts gekonnt, weil in solchen Momenten keiner fröhlich ist und der Sinn des Liedes nicht zu den Leuten durchdringt. Wählt man etwas Schauriges, Trauriges, deprimiert man die Leute nur umso mehr. Gar keine Musik ist gar keine Option. Was also dann? Ein Instrumentalstück? Aber welches? Oder mein Lieblingslied? Aber ich habe so verdammt viele. Und wer weiß, ob die ältere Generation bei meinem Musikgeschmack nicht Gefahr laufen würde, einen Hörsturz zu erleiden. Vielleicht doch lieber einen Klassiker wie Sinatras "My Way"? Nein! Klassisch ist was für Hochzeiten. Beerdigungen sollten individuell sein. Ich hab's! Eine Live-Band muss her - oder auch ein Solomusiker. Und weil ich Überraschungen über alles liebe, werde ich keinen konkreten Song vorschlagen, sondern die Playlist auswürfeln lassen. Zur Auswahl stehen dann meine 20 meistgehörten Lieder bei Lastfm, und der Magic-Würfel entscheidet, welche davon gespielt werden. Wie viele und in welcher Form - d.h. ob rein instrumental, von einer Band, einem Sänger oder auch nur von CD gespielt, das sei meinen Hinterbliebenen überlassen. Denkt euch was aus! Und bitte, bitte, bitte nehmt ein Foto, auf dem ich lächle! Am besten eins in irgendeinem blöden Kostüm mit ganz vielen anderen Leuten um mich herum... denn wenn schon alleine sterben, dann wenigstens nicht einsam.