Samstag, 9. Mai 2009

Danke!

Auch wenn die letzte Woche rein äußerlich betrachtet sehr unspektakulär war, so hat sie mich innerlich doch ziemlich aufgewühlt. Das hat ganz verschiedene Gründe - angefangen bei Berits 10. Todestag, der seit diesem Jahr nicht mehr nur schwarz umrandet in meinem Kalender steht, und endend beim Lesen von Andreas neuem Roman, der mich über Freundschaft, Liebe, Vergäng-lichkeit und die Menschen, die mir wirklich wichtig sind, hat nachdenken lassen. Aber fangen wir mal ganz am Anfang an: Montag, der 4.5.! Vor genau 10 Jahren habe ich meinem Tagebuch folgende Zeilen anvertraut:

Er is iets verschrikkelijks gebeurd... geen liefdesverdriet, geen problemen met m'n gastgezin... erger dan alles wat ik tot nog toe mee heb gemaakt. Erger dan het ergste verdriet. YFU heeft gebeld en ik kan het nog steeds niet geloven, maar Berit is dood. Overleden. Autoongeluk. [...] 4 dagen geleden zag ik haar nog. Toen was ze springlevend. Toen feestten we in Amsterdam, Koninginnedag... We hebben zo veel gepraat - over haar verjaardag die in juni zou zijn, over de toekomst die ze niet meer heeft. [...] Waarom nou zij? Ik zie ze nog zo levend voor me. Ik wil het gewoon niet waar hebben dat ze er niet meer is, dat ik haar nooit weer zie... Ze komt gewoon niet meer terug! [...] Maar ik begrijp het nog steeds niet. Ook omdat ik haar een paar dagen geleden nog zag. En omdat we zo veel plezier hadden... samen... zo veel gelachen... al die foto's... al die geheimpjes... en [...] ik moet voor zo veel dingen dankbaar zijn, verdomd dankbaar! Ze heeft zo veel gedaan! Voor mij! Voor iedereen! [...] Geen kans meer. De dood is iets beslissends... en Berit had een hekel aan beslissingen, vooral als ze over haar hoofd heen werden genomen. [...] Ik mis haar zo.

Vor 10 Jahren ereilte mich die Nachricht vom Tod meiner besten Freundin. Vor 10 Jahren wurde der 4.5. zum dunkelsten Tag meines Lebens. Vor 10 Jahren dachte ich, dass ich nie wieder Glück empfinden würde - aus dem einfachen Grund, dass ich alles, was ich nach dem 4.5.1999 erlebte, nicht mehr mit Berit teilen konnte. 10 Jahre lang hatte der 4.5. nur diese eine Bedeutung für mich - dass mir der liebste Mensch, den ich hatte, brutal entrissen wurde. Doch die Wege des Schicksals sind unergründlich, und so bekam der 4.5. in diesem Jahr eine völlig neue Bedeutung für mich, weil an genau jenem Tag vor 25 Jahren ein ganz besonderer Mensch das Licht der Welt erblickte und mich - als sei es das normalste auf der ganzen Welt - vom ersten Moment unseres Kennenlernens an in sein unsagbar großes Herz schloss, alle Gedanken mit mir teilte und mir vertraute, als wäre er nie verletzt worden. So paradox es klingen mag - der dunkelste Tag meines Lebens ist seitdem auch einer der hellsten, und neben Berits Namen leuchtet jetzt ein zweiter: Katha! Sie hat mir gezeigt, dass man nicht immer Großes tun muss, um großartig zu sein, und dass Stärke auch bedeutet, Schwäche zu zeigen. Danke, Große, dass du so bist wie du bist und mich so magst, wie ich bin, dass du dich mir anvertraust und mir immer wieder das Gefühl gibst, einzigartig zu sein.

Es gibt Menschen wie Katha, die schnell Vertrauen fassen, und es gibt Menschen, die eher einem scheuen Reh gleichen. So auch Katrin - eine kleine, knuddelige Berlinerin, die bereits letzten Sommer in mein Leben getreten ist. Nicht Knall auf Fall, sondern Schritt für Schritt hat sie sich mir geöffnet und durch ihre liebe und verständnisvolle Natur direkt in mein Herz geschlichen. Durch ihre Art, alles zu hinterfragen, sich nicht mit halben Sachen zufrieden zu geben, ihre Geduld, ihr Einfühlungsvermögen und ihren Blick fürs Detail hat sie mir beigebracht, Dinge mit anderen Augen zu sehen und die Welt nicht eindimensional zu betrachten. Und ganz nebenbei hat sie mir viele kleine Blicke in ihre Seele erlaubt - eine Tatsache, deren Bedeutung mir erst vor ein paar Tagen so richtig bewusst geworden ist, und die ich unheimlich schätze. Danke für dein Vertrauen, Kleines! Danke, dass du immer für mich da bist! Und danke, dass du es gerade mir erlaubt hast, die Treppen zu deiner Seele hinabzusteigen. Ich bin mir sicher, dass wir sie Hand in Hand wieder hinaufsteigen werden.

Jemandem zu vertrauen, sich auf ihn verlassen zu können und füreinander da zu sein ist eine Kunst; doch ein Meisterwerk wird das Ganze erst, wenn man all dies über Jahre hinweg schafft. Leider bedeutet das Beenden eines Lebensabschnitts oft auch das Ende von Freundschaften. Neue Lebensziele, Ortswechsel und innere Wandlungsprozesse führen dazu, dass Menschen plötzlich getrennte Wege gehen; und dennoch gibt es Freundschaften, die so stabil sind, dass sie all das überleben.

Als Alex mich vor 3 Wochen in Schwerin besucht hat, ist mir wieder einmal bewusst geworden, warum nur die wenigsten Freundschaften dazu geschaffen sind, ewig zu halten: Für beide Seiten muss das innere Bedürfnis, am Leben des anderen teilzuhaben, gleich groß ausgeprägt sein, und beide Seiten müssen bereit sein, gleich viel dazu beizutragen. Dass Alex keine Kosten und Mühen gescheut hat, mich in der Stadt zu besuchen, die - wenn auch nur für 10 Wochen - mein Zuhause war, und dass sie es mir andersherum immer wieder ermöglicht, Teil ihrer Welt sein zu dürfen - das ist wirklich etwas Besonderes, und ich bin froh, dass wir uns nach all der Zeit - Höhen und Tiefen eingeschlossen - immer noch haben. Danke, Süße! Du hast mir immer wieder gezeigt, wie wichtig es ist, seinem Herzen zu folgen, und ich hoffe, dass wir uns auch die kommenden Jahre gegenseitig den Rücken stärken werden.

Eine langjährige Freundschaft (um genau zu sein, die längste) verbindet mich auch mit Annett - und dass wir immer noch Freundinnen sind, ist vor allem ihrer wunderbar unkomplizierten Art und wohl auch ihrer unheimlichen Geduld zu verdanken. Wie oft Annett nachsichtig mit mir war, obwohl ich sie bestimmt nicht nur einmal enttäuscht habe, auf mich zugegangen ist, obwohl ich ihr so manches Mal den Rücken zugewandt habe, mich von meinem hohen Ross heruntergeholt hat, als ich kurz davor war, abgeworfen zu werden, oder mir einfach nur im richtigen Moment zugehört, mich in den Arm genommen oder meine Tränen getrocknet hat - unzählige Male, und doch war jedes einzelne etwas Besonderes, etwas, an dem ich mich festhalten und durch das ich mich weiterentwickeln konnte. Danke, Annett, dass du mich trotz meiner Flausen nie aufgegeben hast, und dass du bei mir geblieben bist, obwohl es ganz sicher nicht immer leicht mit mir war!

Nicht immer leicht hatte es auch Susanne mit mir. Ich möchte gar nicht wissen, für wie bekloppt sie mich gehalten haben muss, als ich zusammen mit Uli in Genua eintrudelte und wir ihr (oft unbewusst, aber dennoch schmerzlich) bewusst machten, dass Deutschland noch immer geteilt ist. Dass Su und ich trotzdem Freunde geworden (und vor allem geblieben!) sind, liegt unter anderem daran, dass sie der liebste und toleranteste Mensch ist, den ich kenne. Bei ihr kann ich immer hundert Prozent ich selbst sein, und ich war mit ihr auch ungelogen noch kein einziges Mal in einer Situation, in der ich innerlich dachte: "Für diesen Satz oder jenes Verhalten gibt's jetzt Punktabzug." Im Gegenteil - egal, was Su sagt oder tut, sie sammelt bei mir immer nur Pluspunkte. Ich glaube, dass es keinen anderen Menschen auf dieser Welt gibt, mit dem ich mich so wohl fühle wie mit ihr; und wenn ich etwas sicher weiß, dann, dass diese Freundschaft auch in 30 Jahren noch bestehen wird, weil sie mir so unendlich gut tut, dass ich sie niemals missen möchte.

Ein letztes, aber deshalb nicht weniger wichtiges Dankeschön gilt Stephan. Ich sage es dir viel zu selten, Schatz, aber du bist und bleibst die wichtigste Person in meinem Leben. Jede Sekunde mit dir ist etwas Besonderes: jedes Lächeln, jeder Blick, jede Geste, jeder Kuss gibt mir das Gefühl, alles zu haben, was ich brauche, um glücklich zu sein. Du lässt mich fliegen, aber niemals aus den Augen; und wenn ich abstürze, fängst du mich auf, schenkst mir ein Paar neue Flügel und ermunterst mich, es noch einmal zu versuchen. Du bleibst für mich stark, selbst wenn du dich schwach fühlst. Du liebst mich mit all meinen Ecken und Kanten und mitsamt meiner Vergangenheit... lässt mich einfach ich selbst sein - und dafür bin ich dir unendlich dankbar!
Ich liebe dich, mein Mondscheinhase!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Sehr schön geschrieben, der Mann an Deiner Seite ist wirklich zu beneiden.