Donnerstag, 16. April 2009

Wilde Theorien IV - Freundschaft vs. Liebe

Ich habe mal wieder eine neue Theorie aufgestellt. Lange habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob wir, abhängig davon, ob wir zu einer nahestehenden Person ein Liebes- oder Freundschaftsverhältnis haben, unterschiedliche Erwartungen an sie stellen; und dabei bin ich zu dem Schluss gekommen, dass man vom besten Freund oder der beste Freundin viel mehr erwartet als von seinem oder seiner Liebsten.
Wenn sich der beste Freund die Haus- oder Telefonnummer nicht merken kann oder zu spät zu einer Verabredung kommt, dann sind wir enttäuscht und werfen ihm innerlich vor, dass wir ihm nicht wichtig genug sind. Wir selbst wissen schließlich Haus- und Telefonnummer unseres besten Freundes auswendig und würden uns selbstverständlich nie verspäten. Bei Schatzi hingegen tun wir dasselbe mit einem "Er ist halt ein wenig verpeilt, aber genau das finde ich ja so süß an ihm" ab.
Warum empfinden wir solche Schwächen bei unserem besten Freund als unverzeihlich und beim Partner als "originell"?
Ich denke, dass es genau an der Art der Beziehung liegt: Zur Liebe gehört eben mehr als nur "sich gut verstehen". Wir lieben unseren Partner ja auch, weil er toll aussieht und wir uns körperlich zu ihm hingezogen fühlen. Diese Vorteile hat unser bester Freund nicht. Er kann seine Fehler nicht dadurch kompensieren, dass er sich verträumt durch die Haare fährt, denn das löst bei uns kein Herzklopfen aus. Er glänzt schlicht und einfach nur durch seinen wunderbaren Charakter. Im Idealfall betrachten wir ihn als Seelenverwandten, und als solcher darf er sich keine Schnitzer erlauben, denn wenn er uns verletzt, dann ist das ein erdrückender Beweis dafür, dass unser beider Seelen doch nicht so ganz harmonieren. Das Ergebnis sind Enttäuschung und Zweifel. Schade eigentlich; denn paradoxerweise sieht man oft viel mehr, wenn man ab und zu mal ein Auge zudrückt.

2 Kommentare:

du weißt, wer ich bin ;) hat gesagt…

eigentlich wollte ich ja was sinnvolles schreiben wie "vielleicht liegt es ja auch nur an ...", aber irgendwie ist mir dann auch nach längerem grübeln doch nichts passenderes eingefallen. vielleicht hast du ja doch recht.

A hat gesagt…

so töricht scheint mir die theorie gar nicht, ich finde sie bedenkenswert. herzlichen dank für die formulierung deiner gedanken, welche auch mein müdes haupt zum nachdenken brachten.