Dienstag, 30. Oktober 2007

Die hässliche Fratze des Kapitalismus...

...zeigte sich mir am Wochenende in Form einer horrenden Telefonrechnung - nicht meiner eigenen, sondern der meiner Mutti. 182 Euro sollte sie bezahlen, wobei allein 129 Euro auf die Verizon Deutschland GmbH entfielen. Bei einer genaueren Recherche stellte sich heraus, dass dahinter der Internet-by-call-Anbieter flat2surf steckte. Mein Bruder hatte in bestem Wissen und Gewissen vor einem Monat die Einwahlnummern der Internetprovider, mit denen meine Mom normalerweise ins Internet geht, "aktualisiert". Das bedeutet, er hat auf billiger-surfen.de nachgeschaut, was der günstigste Tarif ist, bei dem sekunden- genau abgerechnet wird. Dabei stieß er auf eben jenen Tarif von flat2surf, mit dem man den ganzen Tag für nur 0,10 Cent/Minute surfen kann. Als Einwahlnummer war an jenem Tag (26.09.07) die 019 37400569 angegeben. Was weder meine Mama noch mein Bruder noch ich wussten: Solche Billigtarife können Anbieter wie flat2surf, mybycall, bycall24 und wie sie alle heißen nur anbieten, weil sie auf einer fiesen Betrügermasche beruhen: Nach einer gewissen Zeit (ca. ein Monat) ändern sie nämlich ihre Tarife und verlegen die Einwahlnummer des vorher günstigsten Tarifs auf die des jetzt teuersten Tarifs. Im Fall meiner Mutter surfte sie mit der oben genannten Einwahl seit 5.10.07 im flat2surf-Tarif Action 2, der fast die ganze Zeit 9,99 Cent/Minute kostete. Das ist eine Preissteigerung um 9990% und somit absoluter Wucher! Fakt ist, dass wir wahrscheinlich nicht mehr lange warten müssen, bis die jetzige Einwahl für den flat2surf-Billigtarif Action 3 (019 37400568 - gültig seit 20.10.) wieder auf die Endziffer 9 umgestellt wird (oder auf irgendeine andere eines teuren Tarifs).
Wie ich nun in Internetforen und Verbraucherschutzportalen erfuhr, ist dieser Provider-Betrug in Deutschland gang und gäbe, und natürlich verdient sich auch die Telekom nebenbei noch ein goldenes Näschen an unwissenden, armen Schweinen wie uns. Wenn man einigermaßen sicher surfen möchte, empfiehlt sich bei Wenigsurfern entweder ein teurerer Tarif, der jedoch seit Jahren stabil ist (z.B. der Spartarif von duell-net.de = 1,35 Cent/Minute oder der etwas billigere Easy-Tarif von ad-source.de = 1,29 Cent/Minute) oder eben doch eine ISDN-Surf-Flatrate ohne Langzeitvertrag, z.B. von arcor für nur EUR 14,95 pro Monat. Da meine Mutti momentan etwas häufiger im Internet ist, werde ich ihr letztere einrichten. Nicht, dass Arcor ein unbeschriebenes Blatt in Sachen Betrügereien wäre, aber zumindest bleiben ihr auf diese Weise böse Überraschungen auf der Telefonrechnung vorerst erspart.
Nach dieser Aktion ist mir jedenfalls mal wieder allzu klar geworden, wie schlecht dieses pseudo-gerechte System ist, in dem wir leben, wenn es darin nicht einmal möglich ist, derartig eindeutige Verbrechen zu ahnden. Eine Schande ist das! Nun ja, den Glauben an den Sieg der Ehrlichkeit habe ich sowieso schon längst verloren, denn wie bemerkte einst schon Balzac: "Un peu de bonne foi, l’ingrédient social le plus rare!" (aus: La maison Nucingen, 1838)

1 Kommentar:

Vero hat gesagt…

Wie vorausgesagt - seit 12.11. surft man mit der Endziffer -8 wieder in einem hundsteuren Tarif! Sowas sollte wirklich verboten werden!!!